Weltweit erste Pandemie-Versicherung und -Anleihen werden Leben retten und Volkswirtschaften schützen
SENDAI, Japan, 21. Mai 2016 – Die Weltbankgruppe kündigte heute die Einführung der Pandemic Emergency Financing Facility (Pandemie-Notfall-Finanzierungsfazilit?t, PEF) an, einem innovativen, schnell auszahlenden globalen Finanzmechanismus zum Schutz der Welt vor t?dlichen Pandemien. Dadurch wird der erste Versicherungsmarkt für Pandemierisiken weltweit geschaffen. Japan, das die G7-Pr?sidentschaft innehat, verpflichtete sich zum ersten finanziellen Beitrag von 50 Millionen US-Dollar für die neue Initiative.
?Pandemien stellen weltweit für Menschen wie Volkswirtschaften eine der gr??ten Bedrohung dar. Zum ersten Mal werden wir ein System zur Hand haben, mit dem Finanzmittel und Expertenteams direkt an die Orte von Ausbrüchen entsandt werden k?nnen, bevor Krankheiten au?er Kontrolle geraten“, so Jim Yong Kim, Pr?sident der Weltbankgruppe. ?Dadurch wird endlich das lange kollektive Versagen bei der Reaktion auf Pandemien angesprochen. Die Ebola-Krise in Guinea, Liberia und Sierra Leone zeigte uns allen klar und deutlich, dass wir Ausbrüchen gegenüber wachsamer sein und sofort reagieren müssen, um sowohl Menschenleben zu retten als auch das Wirtschaftswachstum zu schützen.“
Die Meldung wurde eine Woche vor dem Gipfel der G7-Regierungschefs vom 26. bis 27. Mai im japanischen Ise-Shima verlautbart. Führende G7-Politiker hatten die Weltbankgruppe auf ihrem Gipfeltreffen im Mai 2015 in Schloss Elmau in Deutschland zur Entwicklung der Initiative aufgefordert.
?Japan ist stolz darauf, die Pandemic Emergency Financing Facility zu unterstützen, die verhindern wird, dass Pandemien wichtige Entwicklungserfolge unterminieren“, so der stellvertretende japanische Premierminister und Finanzminister Taro Aso. ?Innovative Finanzierung für die Krisenreaktion durch die PEF in Kombination mit Finanzmitteln für Bereitschaft und Pr?vention zu Friedenszeiten einschlie?lich Finanzierung durch die IDA sind wichtig, um die menschlichen und gesellschaftlichen Verluste zu mindern und sich am Ende einer Krise schnell zu erholen. Das ist kosteneffektiv und sollte auf allen Ebenen der Wirtschaftsentwicklung betont werden.“
Die neue Fazilit?t wird sowohl die globalen als auch die nationalen Reaktionen auf zukünftige Ausbrüche von Krankheiten mit Pandemiepotential beschleunigen. Sie wurde in Kooperation mit der Weltgesundheitsorganisation und dem Privatsektor geschaffen und sorgt für eine solide Finanzierung sowie eine schlagkr?ftige Reaktion.
?In den vergangenen Jahren waren betr?chtlichen Bedrohungen durch neue und wiederkehrende Infektionskrankheiten zu verzeichnen“, sagte Margaret Chan, Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation. ?Die WHO unterstützt die Pandemic Emergency Financing Facility im vollen Umfang als kritischen Beitrag zur globalen Gesundheitssicherheit und lebenswichtige Verteidigungslinie gegen Pathogene mit hohem Bedrohungspotential.“
Im Rahmen der PEF werden in der Versicherungskomponente Mittel aus Rückversicherungsm?rkten mit den Gewinnen der von der Weltbankgruppe emittierten Katastrophenanleihen, sog. Cat Bonds (Catastrophe Bonds), kombiniert. Ebenfalls umfasst die Fazilit?t eine erg?nzende Bargeldkomponente. Dies stellt den ersten Einsatz von Cat Bonds der Weltbank zur Bek?mpfung von Infektionskrankheiten dar. Bei einem Krankheitsausbruch schüttet die PEF schnell Mittel an die betroffenen L?nder und an qualifizierte internationale Hilfsorganisationen aus.
Die Versicherungskomponente wird für einen Anfangszeitraum von drei Jahren eine Deckung von 500 Millionen US-Dollar für Ausbrüche von Infektionskrankheiten, bei denen die Gefahr besteht, dass sie Epidemien ausl?sen k?nnen, bereitstellen. Zu solchen Krankheitserregern z?hlen neue Orthomyxoviren (z. B. neues Influenza-Pandemievirus A, B und C), Coronaviridae (wie SARS, MERS), Filoviridae (z. B. Ebola, Marburg) und andere Zoonose-Erkrankungen (wie Krim-Kongo-Fieber, Rift-Valley-Fieber, Lassa-Fieber). Mit ?ffentlich verfügbaren Daten entworfene parametrische Ausl?ser werden vorgeben, wann Mittel freigegeben werden. Dies basiert auf der Gr??e, dem Schweregrad und der Verbreitung des Krankheitsausbruchs.
Die komplement?re Bargeldkomponente wird eine flexiblere Finanzierung bereitstellen, um einen breiteren Bereich neuer Pathogene abzudecken, welche die Aktivierungskriterien für die Versicherungskomponente evtl. noch nicht erfüllen.
Alle 77 L?nder, die für die Finanzierung durch die , den Fonds der Weltbankgruppe für die ?rmsten L?nder, qualifiziert sind, werden für den Schutz im Rahmen der PEF in Frage kommen. Es wird erwartet, dass die PEF sp?ter in diesem Jahr voll einsatzf?hig sein wird.
Jüngsten Wirtschaftsanalysen zufolge betragen die j?hrlichen weltweiten Kosten mittelschwerer bis schwerer Pandemien ca. 570 Millionen US-Dollar oder 0,7 Prozent des globalen BIP. Eine sehr schwerwiegende Pandemie wie die Spanische Grippe von 1918 k?nnte heute 5 Prozent des globalen BIP oder fast 4 Billionen US-Dollar ausmachen.
Allein in den vergangenen zwei Jahren z?hlten zu den Pandemiebedrohungen die schreckliche Ebola-Krise in Westafrika, die den Volkswirtschaften von Guinea, Liberia und Sierra Leone betr?chtliche Sch?den zufügte und gesch?tzte BIP-Verluste von 2,8 Milliarden US-Dollar verursachte (600 Millionen US-Dollar in Guinea, 300 Millionen in Liberia und 1,9 Milliarden in Sierra Leone), der MERS-Ausbruch, der die südkoreanische Wirtschaft sch?digte, und das Zika-Virus, das sich in Süd- und Nordamerika verbreitet und Tausende ungeborener Kinder bedroht.
Im vergangenen Jahr kamen vier globale Expertengremien in Folge der Ebola-Krise zu dem Schluss, dass die Welt ihre Kapazit?ten für eine schnelle Reaktion auf Ausbrüche dringend aufstocken muss, bevor diese sich zu t?dlichen und teuren Pandemien entwickeln.
Die PEF wird eine Reihe wichtiger Schritte unternehmen, um eine weitere Ebola-Krise zu verhindern:
- Sie wird die ?rmsten L?nder der Welt gegen Pandemierisiken versichern.
- Im Falle eines schweren Ausbruchs einer Infektionskrankheit wird sie den betroffenen L?ndern bzw. internationalen Helfern schnell Mittel bereitstellen, um die Reaktion zu beschleunigen und dadurch Leben zu retten und das Leid zu mindern.
- Durch die Mobilisierung einer früheren, schnelleren und besser geplanten und koordinierten Reaktion wird sie die Kosten für die betroffenen L?nder und deren Einwohner für Reaktion wie auch Erholung nach der Krise reduzieren.
- Sie wird gr??ere globale und nationale Investitionen zur Vorbereitung auf zukünftige Ausbrüche und die St?rkung der nationalen Gesundheitssysteme unterstützen.
- Sie wird ?ffentliche und private Ressourcen kombinieren, um die globale Gesundheitssicherheit voran zu treiben und einen neuen Versicherungsmarkt für das Management des Pandemierisikos zu schaffen.
Die Weltbankgruppe sch?tzt: H?tte die PEF Mitte 2014 bereits existiert, als Ebola sich schnell in Westafrika verbreitete, h?tten dadurch bereits im Juli erste 100 Millionen US-Dollar aufgebracht werden k?nnen, um die Verbreitung und Schwere der Epidemie zu begrenzen. Stattdessen trafen die ersten Mittel in diesem Ma?stab erst drei Monate sp?ter ein. In diesem Zeitraum von drei Monaten stieg die Zahl der Ebolaf?lle um das Zehnfache. Der Ebola-Epidemie fielen mehr als 11.300 Menschen zum Opfer und sie verursachte bis heute Kosten von mindestens 10 Milliarden US-Dollar. Für die Ebola-Reaktion und Erholung trafen bislang internationale Hilfen von mehr als 7 Milliarden US-Dollar ein.